Mit jugendlichen 18 Jahren beschloss ich Verkäufer zu werden, weil mein Bild von „Außendienstlern“ jenes der lässigen, fesch gekleideten Typen mit Dienstauto und mit der Freiheit eines Cowboy´s war.
Als jüngstes Mitglied des Verkaufsteams wurde ich „Benjamin“ genannt und bekam von meinen versierten Kollegen das Kundenklientel zugeordnet welches nicht mehr oder noch gar nie in unseren Unternehmen gekauft hat.
Die umsatzstarken Topkunden behielten sich die Kollegen ganz selbstverständlich. Da der junge „Benjamin“ sich erst mal als Verkäufer beweisen sollte, hielt sich die Unterstützung der Kollegen in Grenzen.
Nach 8 Monaten hatte ich bereits einen eigenen Kundenstock mit sehr hoher Qualität an Umsatzpotenzialen entwickelt, schloss große Deals ab und war plötzlich der Topverdiener im Unternehmen.
Wie war das denn möglich?
Nun ich könnte jetzt sagen, dass ich einfach ein Talent für den Verkauf hatte.
Das wäre allerdings wohl zu einfach.
Damals fragte ich auch nicht nach dem WARUM. Viel lieber genoss ich die Momente des Erfolges, den verzückten Klang der JA`S meiner Kunden und den festen Händedruck mit dem das Geschäft besiegelt wurde. Und ja, mein Kontostand war so hoch wie überhaupt noch nie.
Aus heutiger Sicht weiß ich, dass meine Neugier an Menschen und meine Fähigkeit Beziehungen aufzubauen ein wesentlicher Bestandteil meines damaligen Erfolges war.
Nach einigen Jahren des verkäuferischen Höhenfluges und vollgepumpt mit dem Selbstvertrauen eines „Topsellers“ wechselte ich die Branche.
Ab in die „Champions League“ des Verkaufs, in die Bierbranche.
Bereits nach einigen Wochen wurde ich hier mit der „grauslichen“ Tatsache konfrontiert, dass Verkauf eben nicht nur aus guten „Beziehungsmanagement“ besteht. Hm, also doch kein Bestseller.
Die interne Konkurrenz war wesentlich höher als in dem kleinen Unternehmen wo ich doch der „Star – Verkäufer“ war. Jetzt waren alle „Topverkäufer“ nur ich nicht! Mit jeder weiteren erfolglosen Woche steigerte sich auch mein Selbstzweifel. Mein inneres Bild der lässigen Cowboy´s im Außendienst verblasste langsam aber sicher.
Wie mir mein damaliger Boss einige Jahre später erzählte, stand ich bereits nach einem halben Jahr auf der „Abschußliste“. Ich war also am Tiefpunkt angelangt. Resignation machte sich in meinem Gehirn breiter und breiter.
Verkaufen ist ja doch nicht so cool. Mein Ego war so angekratzt, dass ich schon über anderen Optionen nachdachte.
Genau in dieser dunklen Phase meiner Verkäufer Karriere kündige mein Chef ein Sales-Seminar mit einen Verkaufs Trainer an. Das verunsicherte mich noch mehr, weil ich der Meinung war, dass dieser Trainer „Nieten“ aus dem Verkaufsteam aussortieren würde. Dementsprechend nervös war ich auch am ersten Seminartag. Doch es kam alles ganz anders!
Der Trainer, Paul war sein Name erzählte und erklärte uns von Themen wie „Beziehungsmangement, Bedarfsermittlung, Fragearten, Verhandlungstechniken, Einwandsbehandlung und Abschlußtechniken.
Weshalb diese Dinge wichtig sind, wie sie funktionieren und wie man sie umsetzt.
Streber konnte ich schon in der Schule nicht ausstehen, jetzt war ich wohl selbst einer geworden und was für einer. Ich meldete mich als Erster freiwillig zum „Training on the Job“ – Paul, der Trainer begleitete mich einen ganzen Tag bei meinen Kundenbesuchen und gab mir Feedback.
Wie war das Ergebnis? Bereits nach 14 Monaten war ich der „Top Verkäufer“ im Unternehmen. Relativ schnell war ich in der gesamten Branche als Verkäufer von Kunden geschätzt und vom Mitbewerber gefürchtet.
Nach einem weiteren Jahr wurde ich zum regionalen Verkaufsleiter der wichtigsten und umsatzreichsten Region befördert.
Nach weiteren 3 sehr erfolgreichen Jahren wurde ich der Vertriebschef für ganz Österreich und auch das sehr erfolgreich!
Möglicherweise hätte ich das alles auch ohne Trainer geschafft. Jedoch bestimmt nicht in der kurzen Zeit. Vielleicht hätte ich die Branche gewechselt und mich woanders versucht, wieder von vorne begonnen. Jedoch bestimmt nicht in der „Champions League“. Danke Paul!